Zu wenig Diversifikation – Warum S&P nichts von ESBies hält
Befürworter verbriefter europäischer Staatsanleihen können wohl nicht auf Rückenwind der Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) hoffen. Dass er von so genannten European Safe Bonds (ESBies) nicht viel hält, machte deren Europa-Chef für Länderratings, Moritz Krämer, kürzlich auf einer Konferenz in Berlin klar.
Ich will nun nicht in die ESBies-Diskussion einsteigen an dieser Stelle, sondern nur kurz die für die Idee nicht unwichtige Sicht von S&P umreißen. Es geht um Pakete von Staatsanleihen der Eurozone, die je nach Kapitalanteil der Mitgliedsstaaten an der EZB gebündelt werden. Auf diese strukturierten Portfolien sollen verbriefte Anleihen begeben werden. Die Hoffnung ist, einen liquiden Markt mit hoher Bonität zu schaffen und zugleich die enge Verbindung zwischen Staaten und Banken aufzubrechen. Eine sehr gute Beschreibung von ESBies hat Gerald Braunberger für den Fazit-Blog verfasst. [Zum Blog-Beitrag]
Krämer hat bei der TSI-Konferenz in Berlin jedoch hinter Hoffnungen auf ein hohes Rating ein Fragezeichen gesetzt. Grund dafür: fehlende Kleinteiligkeit eines ESBies-Portfolios, in dem rund ein Viertel italienische Staatsanleihen mit eher schwacher Bonität zusammen kämen. „Es gibt keine nenneswerte Diversifikation und eine hohe Korrelation der im Portfolio enthaltenen Papiere“, sagte er. Wenn etwas in der Eurozone passiere, dann schlage dies auf das gesamte Portfolio durch – „nicht ideal“, meint Krämer. Er bezeichnete ESBies als „Eurobonds ohne Transfer von Nord- nach Südeuropa“. Die Protagonisten, darunter Ökonom Markus Brunnermeier (vorhergehender Beitrag), versuchten die Quadratur des Kreises, „und das ist selten gelungen“.
Deutsch-französische Projektbonds
An diesem Wochenende hat nun der CDU-Politiker Norbert Röttgen in einem Reuters-Interview deutsch-französische Projektbonds vorgeschlagen. Man darf gespannt sein, wie dies in Politik, Märkten und bei den Ratingagenturen aufgenommen wird. [Zur Reuters-Meldung]
Stefan Schaaf, Oktober 2017
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