Das Glück der EZB beim QE-Timing
EZB-Präsident Mario Draghi kann sich, Griechenland hin oder her, entspannt zurücklehnen. Nicht einmal eine Konfetti-Attacke störte seine jüngsten Ausführungen. Denn: Die Inflationsrate in der Eurozone steigt wieder an, der Anstieg der Verbraucherpreise betrug im Mai 0,3 %. Damit scheinen sich die Deflationsgefahren langsam zu verziehen. Jedenfalls bislang.
Die Rentenmärkte reagierten mit deutlichen Kursrückgängen und einem folgenden Renditeanstieg. Zehnjährige Bundesanleihen rentierten wieder mit 0,8%, folglich einer Realrendite von 0,5 Prozent. Enteignung sieht dann doch ein bisschen anders aus, gell. Wobei ich mit zweieinhalb Monaten Abstand sagen muss, die UBS hatte mit ihrer Prognose eines Renditeanstiegs mehr Recht als ich ihr zugestehen wollte. Mehr dazu hier.)
Sicherlich, erst die kommenden Monate werden zeigen, ob die Inflationsrate wieder auf knapp unter 2 Prozent steigen wird, wie es die EZB mit ihren Anleihekäufen anstrebt. Draghi jedenfalls kann fürs erste EuroQE als Erfolg verbuchen.
Aber möglicherweise hatte er einfach nur das Glück des Tüchtigen. Der Ölpreis wie auch die Euro-Inflationsrate fielen im Januar auf Tiefststände und sorgen damit für einen sauberen Basiseffekt. Meine jüngst geäußerte These ist ja ohnehin, dass das Timing der QE-Ankündigung nicht nur von Deflationsgefahren, sondern eben auch auch vom Wahltermin in Griechenland geprägt war (mehr dazu hier). Möglicherweise, das zeigt die Entwicklung, aber auch von Preisdaten. Eben das Glück des Tüchtigen, oder einfach nur Glück gehabt, Mario Draghi.
(Stefan Schaaf, Juni 2015)