Verzicht auf Interventionen – SNB macht EuroQE noch wahrscheinlicher
Die Schweizer Notenbank kapituliert vor der erwarteten weiteren Lockerung der Geldpolitik in der Eurozone. So ist der Tenor vieler Kommentare zur Aufhebung des Euro-Franken-Mindestkurses durch die SNB. Das ist angesichts der aufgeblähten Bilanz der Schweizer Notenbank zutreffend. Doch die SNB reagiert nicht nur auf die EZB – sie hat die Zentralbank der Eurozone mit ihrem jüngsten Schritt auch unter Druck gesetzt.
Ab sofort verzichtet die SNB auf Interventionen, mit denen sie in den vergangenen dreieinhalb Jahren den Franken bei einem Kurs von maximal 1,20 Franken je Euro stabilisierte. Sie hat dabei hunderte von Milliarden Euro aufgekauft. Interventionen am Devisenmarkt bedeuten auf mittlere und längere Sicht aber auch immer – als indirekte Folge – Interventionen am Rentenmarkt. Wenn eine Notenbank Währungen kauft, so legt sie sich schließlich keine Scheine in den Tresor, sondern sie kauft in der Zielwährung der Intervention denominierte Anleihen. Bevorzugt sind dies Staatsanleihen guter Bonität oder Agency-Bonds. Dies bedeutet, die SNB wird wohl in großem Umfang Bundesanleihen und auch Papiere der KfW halten. Damit dürfte sich einen nicht unwesentlichen Beitrag zur Senkung des Renditeniveaus in Deutschland und der gesamten Eurozone geleistet haben. Denn zur Erinnerung: Die EZB spricht zwar von Käufen und redet damit die Renditen von Euro-Staatsanleihen herunter, am Markt aktiv war in den vergangenen Jahren jedoch vor allem die SNB. Die Schweizer haben quasi ein QE-Programm für die Euro-Zone gestemmt, auf das sie nun keine Lust mehr haben. Man kann es verstehen – und man sollte den Schweizern für die Hilfe auch einmal Danke sagen.
Wenn nun jedoch die SNB als Käufer von Euro-Staatsanleihen ausfällt, so braucht es andere Käufer, wenn die Zinsen von der EZB angestrebt weiter sinken sollen – und damit auch die Euro-Abwertung sich fortsetzen kann. Indem die SNB auf weitere Interventionen am Devisenmarkt verzichtet, ist der Druck auf die EZB weiter gestiegen. Die Wahrscheinlichkeit für EuroQE ist durch den Wegfall des Franken-Mindestkurses nun noch höher.
(Stefan Schaaf, Januar 2015)