Crash-Warnung: Fürchtet die EZB die Geister die sie rief?
Der EZB wird ihr eigener Erfolg offenbar ungeheuer: Während der Dax fast fünfstellig ist und die Renditen südeuropäischer Staatsanleihen auf Rekordtiefs fallen, warnt die Euro-Notenbank vor Crashgefahren am Kapitalmarkt. In ihrem gerade veröffentlichten halbjährlichen ‚Financial Stability Review‘ nennt die EZB eine ‚abrupte Abkehr von der Jagd nach Rendite‘ als erstes von drei Schlüsselrisiken für die Finanzstabilität der Euro-Zone – mit wachsender Gefahr.
Die Notenbank selbst hat wie andere Zentralbanken auch, die Renditejagd, also Mittelzuflüsse in immer riskantere Anlageklassen, erst ausgelöst. Dass sich Italien für 3% Geld für 10 Jahre leihen kann liegt auch am Draghi-Put, und der Daxrekord heute von knapp unter 10.000 Punkten geht auch auf die Erwartung zurück, dass die EZB am kommenden Donnerstag ihre Geldpolitik weiter lockert.
Der EZB werden die Geister, die sie rief (ok, die Fed und die BoJ riefen sehr viel lauter), nun offenbar unheimlich. Sorge bereiten ihr vor allem Zuflüsse in Staatsanleihen und Assets von Banken von außerhalb der Euro-Zone. Diese seien vor allem auf Basis relativer Ertragserwartungen getroffen worden. Will heißen: Erholt sich das Sentiment für die Schwellenländer weiter, oder geht die Straffung durch die Fed weiter voran, so verlieren die Anlagen in der Euro-Zone relativ an Attraktivität. Das hieße: Kapitalabfluss.
Riskant kann es schon am kommenden Donnerstag werden. Die Investoren haben sehr hohe Erwartungen an die Lockerung der Geldpolitik, wie sich nicht zuletzt an den Kursverlusten des Euro zeigt. Mit ’nur‘ einer Zinssenkung werden die Erwartungen kaum zu erfüllen sein.
Die übrigen Risiken sind für die EZB eine schwache Rentabilität der Banken (unverändert) und die Rückkehr der Staatsschuldenkrise (gesunken).
(Stefan Schaaf, Mai 2014)