Abrüstung am Markt für Derivate – Volumen an CDS schrumpft kräftig
Kaum ein Beitrag zum Thema CDS kommt ohne das Verdikt Warren Buffetts von den finanziellen Massenvernichtungswaffen aus. Auch der Autor dieser Zeilen hat sich bei der FTD dem nicht entzogen. Mit der Verwendung dieses Bildes ist jetzt Schluss, versprochen. Nur ein letztes mal. Bitte. Und auch nur, um das Bild von der Abrüstung gebrauchen zu können. Denn der Markt für Credit Default Swaps schrumpft rund 20 Jahre nach deren Erfindung quasi aufs Kerngeschäft zurück. Hauptgrund dafür ist, dass es immer weniger der vor der Finanzkrise an die Investoren in Düsseldorf und anderswo verscherbelten hochtoxischen Produkte wie CDO mehr gibt. Damit sinkt auch der Bedarf an Hedging via Kreditabsicherung.
Die Folge ist ein dramatischer Rückgang des ausstehenden CDS-Volumens, das sich seit 2008 in etwa halbiert hat. Klein ist der Markt für Single-Name CDS, die den Ausfall eines Instrumentes absichern, dennoch nicht. Er umfasste laut der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich 14,3 Billionen Dollar (www.bis.org/statistics/dt1920a.pdf). Das ist noch immer rund ein Fünftel des Welt-Brutto-Inlandsprodukts und gemessen am BIP einzelner Länder noch immer ein potentieller Overkill für jeden Staatshaushalt.
Neben dem drastisch schrumpfenden CDO-Markt haben Tracy Alloway und Michael Mackenzie dieser Tage in der FT zwei weitere Ursache für den Rückgang des CDS-Volumens genannt. Erstens hat die EU ungedeckte Geschäfte mit den Derivaten nach den Erfahrungen während der Eurokrise verboten. Zum zweiten liegen die Ausfallraten bei Unternehensanleihen auf historischen Tiefs. Damit, so die beiden Autoren, sinke auch bei Investoren die Bereitschaft Geld für ein derivatives Absicherungsgeschäft auszugeben.
Der Rückgang des CDS-Volumens senkt sicher Makro-Risiken. Doch es entstehen neue Probleme. Sinkt die Liquidität auf Teilmärkten, so dürften die Sicherungsgeschäfte teurer werden. Eine schlechte Nachricht für nicht-spekulative Investoren, die ohnehin unter mickrigen Zinsen leiden.
(Stefan Schaaf, Oktober 2013)