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Deutsche haben keine Lust auf Währungsreform – Immer mehr Euro-Fans

14. Oktober 2013
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Da werden Bernd Lucke und die Euro-Nörgler der AfD enttäuscht sein: Die Deutschen sind Euro-Fans – Tendenz sogar steigend. Nur noch 35 Prozent von ihnen wollen die D-Mark wieder haben, also unbedingt die nächste Währungsreformen erleben, denn das wäre ja die Rückkehr zur Deutschmark. Auf den nächsten Preisschub beim Pizza-Bringdienst und anderswo (wir erinnern uns an den Teuro) verzichtet inzwischen die Hälfte der Deutschen liebend gern. Die Stimmungsdaten hat das Meinungsforschungsinstitut Allensbach im Sommer erhoben. 15 Prozent scheint übrigens vollkommen egal zu sein, mit welchem Geld sie zahlen.

Die Trendwende setze den Daten zufolge schon im Jahr 2004 ein. Nun gut, damals hatten gerade Frankreich und Deutschland den Maastricht-Vertrag gebrochen und sich gemeinsam Straffreiheit ertrotzt. Dennoch: Seither ging die Zahl der D-Mark Nostalgiker ständig zurück, von 59 Prozent auf zuletzt 35 Prozent. Der Trend überdauerte Finanz- und Euro-Schuldenkrise. Selbst als Griechenland und damit die Währungsunion 2011/12 vor dem Kollaps standen, stieg die Zustimmung zum Euro an.

Vier Thesen und eine Polemik, warum es dazu kam:

Einsicht: Steigende Benzinpreise haben mehr mit dem Weltmarkt für Rohstoffe als mit der Euro-Einführung zu tun. Dafür ist es einfach super praktisch, auf Urlaubsreisen in der Euro-Zone neben den üblichen Verdächtigen der Tourismus-Industrie nicht auch noch die Wechselstuben reich machen zu müssen.

Gewöhnung: Wir Euro-Zonis zahlen fast schon so lange mit der Gemeinschaftswährung wie die Ostdeutschen mit der D-Mark zahlen konnten. Bekanntermaßen hatten sich die Ossis ziemlich schnell ans neue Geld gewöhnt.

Demographie: Der Anteil der Deutschen, die nie mit einer D-Mark-Münze bezahlt haben, wird Jahr für Jahr größer. Für 20-Jährige klingen anno 2013 Sprüche wie „Stark wie die Mark“ wie für mich anno 1989 in diesem Alter „Ho Ho Hotschimin“.

Schadenfreude: Die Zustimmung zum Euro stieg laut den Allensbach-Daten vor allem 2007/08 kräftig an als die USA in ihrer Subprime-Katastrophe versanken und der Dollar abschmierte. „Teuer wie der Euro“ war das Motto des reisenden Europäers, als bei Kursen von 1,60 Dollar je Euro der New-York-Trip zum Schnäppchen wurde.

Ablenkung: Die Euro-Umstellung fiel in die Zeit des Rumpel-Fußballs in Deutschland. Was das mit der D-Mark-Nostalgie zu tun hat? Nun, mit der Renaissance des deutschen Fußballs ab dem Sommermärchen 2006 gab es wieder eine Projektionsfläche für nationale Sehnsüchte. Damit hat Jürgen Klinsmann („Wir wollen Weltmeister werden!“) mehr für den Euro getan als alle Notenbanker zusammen.

 (Stefan Schaaf, Oktober 2013)

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